Kita dank Politik nur noch Verwahranstalten

Die Leitung einer kath. KiTa in Koblenz hat den KiTa-Fachkräfteverband gebeten, Ihren Bericht zu veröffentlichen. Sie schreibt uns, dass es vielen Leitungen, bzw. Erzieherinnen und Erziehern in der Region genauso geht wie ihr. Der Arbeitsalltag unter Pandemiebedingungen zehrt an den Kräften. Die Mitarbeiter*innen sind außerdem unglücklich darüber, dass ab Juli unter den Rahmenbedingungen des sogenannten „Kita-Zukunftsgesetzes“ gearbeitet werden soll.


Unter normalen Umständen ist die Kita ein Ort vieler Begegnung, voller Leben und es findet täglich die frühkindliche Bildung an einem Ort statt, in dem Kinder auf ihrem Weg zu eigenständigen Persönlichkeiten von pädagogischen Fachkräften begleitet und gefördert werden.

An vielen Orten machen es die Rahmenbedingungen seit langem schwer, den Bildungsauftrag, den die Kitas gesetzlich verpflichtet sind, gut ausführen zu können. Aber das ist bei weitem nichts Neues. Auch, dass ein großer Mangel an Fachkräften herrscht und eine baldige Rentenwelle die Situation nicht entspannen wird. Trotz alledem lieben wir unseren Job, aber es wird uns sehr schwer gemacht, weiterhin daran fest zu halten.

Zu den bereits schwierigen Umständen, befinden sich die Kitas seit über einem Jahr im „Corona-Modus“. Von Notbetreuung, Settings, eingeschränkten Regelbetrieb, Appellen an Eltern bis hin zum jetzigen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen sind die Kitas am Rande des Machbaren und teilweise weit darüber hinaus.

Ständige Veränderungen der Hygienebestimmungen, Verordnungen, Maßnahmen und Gesetze lassen den Kitas kaum noch Raum zum „Atmen“. Die jetzige Maskenpflicht, keine Durchmischung der Kinder und möglichst des Personals bringen Konsequenzen mit sich, die die Kitas kaum noch stemmen können.

Von Seiten der Politik will nicht wahrgenommen werden, dass bei weitem die Kitas durch die Beschlüsse und Maßnahmen dem Bildungsauftrag nicht mehr nachkommen können. Und dies wird bewusst in Kauf genommen. Politik macht unsere Kitas zu Verwahranstalten.

Unser aktueller Corona-Kita-Alltag wird von Gesetzen bestimmt: Kinder müssen jetzt in Stammgruppen betreut werden, so dass sie teilweise nicht mehr die Kinder aus den anderen Gruppen der eigenen Kita kennen. Personal kann sich nicht mehr austauschen und die pädagogische Arbeit planen. Leitungen müssen die Verordnungen sofort umsetzen, die nach gefühlten zwei Wochen wieder hinfällig sind und neue Beschlüsse umgesetzt werden müssen.

Die Maskenpflicht in einem pädagogischen Beruf, in dem Sprachförderung ganztägig und nicht situationsbedingt stattfindet, ist pädagogisch nicht vertretbar, wird uns aber auferlegt.

Personal hat ein Recht auf Urlaub oder wird unter den Belastungen krank. Wie soll eine Vertretung gesichert werden, wenn sich das pädagogische Personal nicht mischen darf? Die Konsequenz daraus ist, dass noch zusätzliche Einschränkungen auf die Eltern zukommen, da durch das fehlende Personal die Betreuung und die Aufsichtspflicht nicht sichergestellt werden kann. Eltern sind verunsichert, es gibt keine vorausschauende Planbarkeit mehr. Wer muss diesen Unmut der Eltern aushalten? Sicherlich nicht die Politik.

Und die doch so stark angepriesenen Vertretungskräfte, wo sollen diese denn sein? Wenn unbefristete Stellen seit Monaten durch den Fachkräftemangel nicht besetzt werden können: Wer möchte denn unter diesen Bedingungen als Vertretungskraft in einer Kita arbeiten? Ist es nicht wichtig, eine qualifizierte Fachkraft mit pädagogischem Fachwissen die Betreuung unserer Kinder anzuvertrauen, anstatt der von Politik hervorgebrachten Vertretungskräften teilweise ohne fachliches Wissen? Ist das die zukünftige Qualitätssicherung in unseren Kitas? Die Situation des Fachkräftemangels ist seit langem kein Geheimnis, aber Politik besteht vehement auf die Umsetzung des sogenannten „KiTa- Zukunftsgesetzes“ zum 01.07.2021. Und das unter Pandemiebedingungen.  

Diese Situation geht zu Lasten unserer Kinder und dieser Umstand ist es, den wir nicht mehr aushalten können. Die Kinder werden überschüttet mit Regeln und Einschränkungen, die sie vielleicht annehmen, aber keinesfalls verstehen. Sie zeigen verstärkt Verhaltensauffälligkeiten, Rückschritte in der Sprachentwicklung, Medienabhängigkeit, motorische Einschränkungen, Angstzustände.   

Vergessen wird auch, dass wir natürlich auch Familien haben, mit Kindern im Homeschooling oder Wechselunterricht, Eltern und Großeltern, zu denen wir Kontakte vermeiden müssen, da wir am Tag zu vielfachen Hauhalten berufsbedingt Kontakte haben. Wer will uns dieses Risiko der Erkrankung nehmen? Politik schafft für Ängste und Nöte in den verschiedensten Bereichen kein Gehör und das seit Monaten!

Es ist wichtig, dass die Kinder weiterhin die Kitas besuchen können, aber unter Maßnahmen, die eine frühkindliche Bildung, Planungssicherheit für die Eltern und Schutz für das Personal beinhalten!

Kitas sind sicherlich nicht alleine von den Corona-Pandemie getroffen, aber die politischen Beschlüsse lassen Sinn und Sinnhaftigkeit schwer nachvollziehen. Kitas, Fachverbände, Träger werden von Politik in Entscheidungen nicht mit einbezogen. Das Gefühl von „überstülpen“ macht sich breit. Und nach über einem Jahr schleicht sich ein Gefühl von „Ohnmacht“ ein.

Leitung einer kath. Kita in Koblenz

4 Meinungen zu “Kita dank Politik nur noch Verwahranstalten

  1. Viktoria sagt:

    Es macht mich traurig sowas lesen zu müssen. Es ist aber auch nichts Neues, leider!
    Ich selber habe vier Jahre im Kindergarten gearbeitet und habe nach der Elternzeit die Arbeitsstelle gewechselt, weil irgendwann die Liebe zu dem Beruf verloren ging. Nicht wegen den Kindern, den Aufhaben oder dem Team, sondern wegen den Auflagen und dem ständigen Personalmangel.
    Mein zweites Kind geht seit September in den Kindergarten. In dieser Zeit sind vier Erzieher gegangen, davon waren drei seine Bezugserzieher. Seit dem ändert sich nichts an der Situation, weil entweder keine Erzieher da sind oder die Rahmenbedingungen die vom Träger vorgegebenen werden, nicht passen. Die Erzieher die noch da sind, sind verständlicherweise gestresst und genervt. Zwei Springerkräfte sind seit einem Monat tätig, die eigentlich für neun Kitas zuständig sind. Die Betreuungszeit musste gekürzt werden, weil die Erzieher keine andere Möglichkeit mehr haben, den Auflagen seitens der Politik gerecht zu werden. Gruppen die morgens und mittags zusammengelegt wurden, müssen jetzt getrennt werden. Wie soll das gehen? Nicht alle Erzieher haben eine Volzeitstelle.
    Wie und wie lange sollen die Elter das aushalten? Kinder die Nachmittags hätten kommen können dürfen jetzt erstmal nicht kommen. Familien die Kinder im Homeschooling haben, dürfen die kleinen nicht in die Kita bringen, weil sie ja Zuhause sitzen. Wie soll das gehen? Einem Erstklässler bei den Aufgaben helfen und nebenbei die zwei- und fünfjährigen Geschwister betreuen.
    Ich arbeite einmal in der Woche als Sprachförderkraft in einer Kita. Seit letzter Woche muss ich immer eine Maske tragen, da ich alltagsintegriert arbeite. Ich fand es sehr anstrengend. Die Kinder haben mich nicht immer verstanden und haben auf meine Körpersprache/Mimik nicht mehr reagiert, da ich die Maske im Gesicht hatte. Ich durfte zum Glück nach zwei Stunden wieder nach Hause gehen und war froh, dass ich das nicht den ganzen Tag machen musste. Die Erzieher vor Ort sind teilweise acht Stunden da und müssen die Maske den ganzen Tag tragen.
    Alle Erzieher die ich kenne und viele Leitungen haben keine Freude mehr an ihrem Beruf, sie sind überfordert, gestresst und genervt.
    Ich selber gehe auch arbeiten und bin auf den Kindergarten angewiesen. Es tut mir in der Seele weh, zu wissen, dass die Erzieher müde, genervt und verständlicherweise auch gestresst sind und trotzdem machen sie den besten Job. Trotz der schwierigen Situation tun sie alles um meinem Kind eine schöne und heile Welt zu schaffen. Doch wie lange können sie es noch halten? Das ist meine Sorge. Irgendwann werden auch sie aufgeben müssen, weil keine Kraft mehr da ist. Irgendwann werden auch sie überfordert und werden gehen.
    Dass die Politik Entscheidungen trifft, ohne die Erzieher/Leitungen mit ins Boot zu nehmen, war meiner Meinung nach schon immer so. Es wurden und werden neue Beschlüsse getroffen, neue Gesetze werden entworfen, doch die Rahmenbedingungen bleiben die gleichen. Dabei sind die Kinder unsere Zukunft, doch auf der Prioritätenliste in der Politik stehen sie leider an letzter Stelle. Es ist traurig!

  2. Franka sagt:

    Ich fänd es wirklich mal interessant Lösungen zu lesen und nicht nur, dass es mist ist, was passiert. Wie sind denn die konkreten Vorschläge zur Lösung der angesprochenen Problematiken.

    • Mona sagt:

      Ganz konkrete Lösung für uns in Koblenz wäre:
      Übergang in Wechselmodelle …es ermöglicht eine Planbarkeit für Eltern und reduziert die Kinderanzahl in der Gruppe…es ist niemandem damit geholfen am Vor- oder Nachmittag großzügig Betreuungszeit einzusparen, Eltern könnten so auch die vom Bund erhöhen Kindkrank Tage nutzen wenn sie wissen „ich habe eine verbindliche Betreuung von Mo-Mi sicher und muss Do/Fr „Kind krank“ beantragen“, da dann ein anderes Setting startet (Aufteilung jetzt nur mal beispielsweise), das ist mit Einschränkungen der Betreuungszeit als Arbeitnehmer nicht möglich, das würde sehr viel Konfliktpotential rausnehmen
      Und
      Die Verschiebung des Kita – Gesetzes um ein Jahr, ganz davon abgesehen dass das Beantragunsgportal noch nicht vollständig ist (🙄),würde es ganz viel Druck herausnehmen im Sommer diesen Jahres in teilweise große Veränderungen einsteigen zu müssen, ganz davon abgesehen, dass auch das nötige Personal noch nicht oder gar nicht vorhanden ist
      …das wären schon mal 2 wesentliche Lösungen, die zur Entlastung aber auch zur Wiederherstellung eines Bildungsangebotes beitragen würden…aber um direkt schon meine Lösung zu widerrufen:
      Wechselmodell wurde vom Landesjugendamt abgelehnt und eine Verschiebung des Kita-Gesetzes werde ich wohl auch nicht erleben

  3. Melanie sagt:

    Ich bin selbst Erzieherin, würde es aber nie wieder werden wollen! Ich gehe auch nach meiner Elternzeit nicht zurück in die Kita, lieber arbeite ich am Fließband! Nicht wegen der Kinder… Nein, wegen der Politik!!

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