Unser Schreiben an die Kita-Spitzen: Das waren die Antworten

In unserem Schreiben zu den Problemen, die in Kitas aufgrund ehrenamtlicher oder nicht professioneller Trägerstrukturen entstehen https://kitafachkraefteverband-rlp.de/schreiben-an-die-kita-spitzen-probleme-bei-der-zusammenarbeit-mit-traegern/ adressierten wir die Trägervertreter der kirchlichen und kommunalen Spitzenverbände.

Herr Skala, Trägervertreter in den Kita-Spitzen für die kath. Kitas antwortete per Mail folgendes:

vielen Dank für Ihr E-Mail-Schreiben. Der Duktus des Schreibens bzw. die im Schreiben benannten Beispiele lassen mich erahnen, dass es nicht nur an mich, sondern vermutlich auch an die Evangelische Kirche und an kommunale Spitzenvertretungen gegangen ist.

Insofern ist es für mich natürlich schwierig, hierauf angemessen zu reagieren. Ich kann keine Abhilfe an zuständiger Stelle anregen, da die genannten Beispiele ja nicht den jeweils konkreten Problemort benennen bzw. sich auch erkennbar nicht im Zuständigkeitsbereich unserer Diözesen befinden. Auch sind die Beispiele sehr unterschiedlich gelagert – so geht es u. a. um fehlende Verantwortungsübernahme, um fehlende zeitliche Ressourcen, um Vertretungsregelungen, um fehlendes Fachwissen, um Finanzfragen, Personalmanagement, auch um generelle Fragen zwischenmenschlichen Umgangs. Viele dieser sehr heterogenen „Fälle“ bündeln Sie in Fragen, die die Trägerqualität betreffen.

Nun wird es Sie hoffentlich nicht überraschen, wenn ich Ihnen zurückschreibe, dass unsere rheinland-pfälzischen (Erz-)Diözesen durch Schaffung von Trägerverbünden bereits aktiv an Lösungen arbeiten. Dabei denke ich selbstverständlich an die KiTa-gGmbHs im Bistum Trier, die es schon länger gibt, auch an „Unikathe“ im Bistum Mainz, die sich im Aufbauen befindet. Dies sind Beispiele für die Professionalisierung in all unseren Bistümern, die Schritt um Schritt greifen.

Auch wenn die von Ihnen benannten Beispiele allgemein gehalten bleiben und somit nicht einer konkreten Lösung vor Ort zugeführt werden können, gebe ich Ihr Schreiben samt meiner Rückantwort an die Ebene der Verantwortlichen für den Kita-Bereich unserer Diözesen weiter. So können die von Ihnen am Ende Ihrer E-Mail benannten Zusammenhänge im Blick bleiben und bei Fortbildungsangeboten ggf. Berücksichtigung finden. Ich hoffe, dies ist in Ihrem Interesse.

Herr Schuhmacher, Trägervertreter in den Kita-Spitzen für die evangelischen Kitas mailte folgend Antwort:

Ihre Mail hat uns im Evangelischen Büro erreicht. Sie wird von mir auch zur Kenntnis an die Verantwortlichen in den drei Landeskirchen weitergeleitet.

Da Sie offenbar die kommunalen Spitzenvertreter und die kirchlichen Büros angeschrieben haben, könnte ich selbstverständlich nur auf die „evangelischen Fälle“ eingehen.

Da diese aber nicht konkretisiert sind, bleibt mir nur eine allgemeine Antwort.

  1. Die Kitas in evangelischer Trägerschaft sind überwiegend in Trägerverbünden zusammengeschlossen. Dadurch wird die Qualität und Weiterentwicklung der pädagogischen und religionspädagogischen Arbeit gestärkt sowie den steigenden Anforderungen professioneller Arbeit in allen Belangen der Betriebsträgerschaft entsprochen. Die Verbünde haben in der Regel eine professionelle und fachlich qualifizierte pädagogische und eine verwaltungstechnische Leitung. Hierdurch werden Presbyterien und Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchengemeinden entlastet.
  2. Es gibt noch einzelne Kitas, die in direkter Trägerschaft einzelner Kirchengemeinden sind. Diese können jedoch bei aufkommenden Fragen und Problemen die Beratung der entsprechenden landeskirchlichen bzw. diakonischen Fachstellen / Fachbereiche in Anspruch nehmen. Auch Verwaltungen auf Kirchenbezirksebene / Kirchenkreisebene stehen zur Verfügung. Ziel bleibt es jedoch, möglichst alle Kitas in Trägerverbünde aufzunehmen.
  3. Durch die Verbünde sollen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gut aufgehoben und in ihrer Entwicklung gefördert werden.
  4. All dies geschieht immer auch im Blick auf eine gute Bildung , Erziehung und Entwicklung der Kinder.

Sollten Sie in konkreten Fällen konkrete Ansprechpartner benötigen, können wir dies vom Ev. Büro aus gerne vermitteln.

Herr Petry vom Gemeinde- und Städtebund ist Trägervertreter in den Kita-Spitzen für die kommunalen Kitas. Er nahm sich für ein Gespräch mit unserem Verband Zeit, das in digitaler Form stattfand.

Herr Petry bestätigte, dass ihm die von uns geschilderten Probleme bekannt seien. Der Gemeinde- und Städtebund empfiehlt dringend, für Kitas professionelle Strukturen auf Ebene der Verbandsgemeinde zu schaffen. Die ehrenamtlichen Kita- Strukturen, die Bürgermeister und Gemeinderäte viel Zeit kosten, Expertise in Bezug auf das Kita-Gesetz und Kita-System verlangen, seien nicht mehr zeitgemäß. Kitas sind vielerorts zu komplexen Betrieben geworden, die nicht so einfach im Ehrenamt nebenher gemanagt werden können, führte Herr Petry aus. Außerdem entstünden durch den Betrieb von Kitas auf Ebene der Verbandsgemeinde Synergieeffekte. So könnten Mitarbeiter, die für Kitas zuständig seien, weitergebildet werden, um die im Kita-Gesetz vorgesehenen Trägerqualifikationen zu erwerben und es sei leichter, Vertretungspools aufzubauen, auf welche dann alle Kitas der Verbandsgemeinde zurückgreifen könnten.

Leider gäbe es aus Sicht des Gemeinde- und Städtebundes kleine Gemeinden, die ihre Kitas nicht an die Verbandsgemeinde abgeben wolle. Der Grund sei meistens, dass ehrenamtliche Bürgermeister befürchteten, dass die Identifikation des Ortes mit „seiner“ Kita schwinden könnte und Entscheidungen über die Köpfe vor Ort getroffen werden könnten.

Unser Fazit:

Auch bei dieser Problematik ist es wichtig, dass die Kitas einen regelmäßigen fachlichen Austausch mit ihrem Träger einfordern, die Probleme vor Ort ehrlich benennen und gemeinsam Lösungen für einen entwicklungsförderlichen Kita-Alltag finden. Es geht darum, für Eltern Verlässlichkeit und Transparenz zu schaffen sowie einen Kita-Alltag, der weder Kinder noch Fachkräfte überfordert und prekäre Betreuungsbedingungen toleriert und gute Grundlagen für eine kindgerechte pädagogische Arbeit bietet.

Übrigens haben uns nach Veröffentlichung des Schreibens Rückmeldungen erreicht, dass auch dort, wo es Hauptamtliche für das Kita-Management gibt (zum Beispiel in größeren Städten) Trägerstrukturen nicht immer professionell aufgebaut sind und die Verantwortlichen nicht selbstverständlich das Wohlergehen der Kinder sowie die dazugehörigen pädagogischen und entwicklungspsychologischen Erkenntnisse an erste Stelle setzen. Die Fachkräfte melden vielmehr zurück, dass verzweifelt versucht wird, Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten, über alle pädagogischen Überlegungen bezüglich einer kindgerechten und verantwortlichen Betreuung hinweg. Auch ob es kompetente Fachberatung gibt, ob diese in den Kitas vor Ort berät und wie viele Kitas von einer Fachberatung begleitet werden, ist höchst unterschiedlich in den einzelnen Kommunen geregelt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ihr seid, was Kitas angeht, die Alltagsexpertinnen und Experten. Sucht das Gespräch mit euren Trägerverantwortlichen und macht deutlich, welche Ressourcen es braucht, damit wir unserem gesetzlichen Auftrag nach SGBVIII „Betreuung gemäß des kindlichen Entwicklungsstandes, Erziehung, frühkindliche Bildung und individuelle Förderung“  entsprechen sowie eine gute Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern pflegen können. Für Fragen und Gespräche diesbezüglich stehen wir als Verband gern zur Verfügung.

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