Unsere Verbände waren durch Melanie Krause (Vorsitzende von Niedersachsen/Bremen) auf dem Kita-Gipfel im Bundestag vertreten
Am Beginn des Kita-Gipfels begrüßte Heidi Reichinnek alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und eröffnete die Veranstaltung mit deutlichen Worten zur Bedeutung frühkindlicher Bildung und den aktuellen Herausforderungen im Kitasystem.
Eingangsimpulse – Ausgangslage und gesellschaftliche Relevanz
Den Auftakt machten mehrere kurze Impulsvorträge, die die Lage aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten:
BevKi – Eingangsimpuls
Betont wurde die zentrale Rolle der Kitafachkräfte für das Funktionieren des gesamten Systems:
- Ohne ausreichend Fachkräfte könne keine verlässliche Kinderbetreuung stattfinden.
- Eltern befänden sich zunehmend in einer Notlage, da Arbeitgeber bereits mit Jobverlust drohten, wenn Betreuung ausfällt.
- Die Länder und Kommunen stünden in der Verantwortung, endlich ein funktionierendes und nachhaltiges Kitasystem zu schaffen. Beitrag einer Erzieherin aus der Praxis
Eine Fachkraft schilderte eindrücklich die Realität im Kita-Alltag:
- Ein permanentes Funktionieren im Ausnahmezustand sei zur Normalität geworden.
- Es werde erwartet, jederzeit garantieren zu können, dass nichts passiert – unabhängig davon, wie voll die Gruppen sind.
- Fachkräfte wünschten sich mehr Zeit für Beziehungsgestaltung und echte pädagogische Begleitung sowie verlässliche Strukturen, die Eltern und Kinder gleichermaßen unterstützen. Hochschule Fulda – Wissenschaftlicher Beitrag
Aus wissenschaftlicher Perspektive wurde die Frage gestellt: „Erziehung in der Krise?“
Die bestehenden Strukturen würden Fachkräfte zunehmend dazu zwingen, lediglich das pädagogische Mindestniveau zu halten.
Um Qualität zu sichern, brauche es dringend strukturelle Reformen.
Workshopphase 1 – „Wo bitte geht’s zum Traumjob?“
Im ersten Workshop sprach Franziska Bruder (ver.di) zur Fachkraft-Kind-Relation und zur institutionellen Überforderung im System:
- Eine bundesweit verbindliche Fachkraft-Kind-Relation sei überfällig.
- Eine einheitliche Fachkraftdefinition und klare Personalschlüssel seien notwendig, um Qualität sicherzustellen.
Die Überlastung sei strukturell bedingt – nicht individuell.
Unsere 1. Vorsitzende Melanie Krause knüpfte daran an und stellte die zentrale Frage nach der Zeit, die im Kitasystem fehlt:
- Zeit für Gespräche mit Kindern, Eltern und im Team
- Zeit für Vorbereitung und Nachbereitung
- Zeit für Beziehung, Vertrauen und qualitative pädagogische Arbeit
Sie machte deutlich: Ohne ausreichende Zeit entstehen Druck, Überforderung und schließlich Überbelastung. Gute Erziehungspartnerschaft könne nur gelingen, wenn Fachkräfte hierfür verlässliche Rahmenbedingungen erhalten.
Moderiert wurde der Workshop von Anne Zerr (MdB).
Workshopphase 2 – Finanzierung des Kitasystems
Der zweite Workshop fokussierte sich auf die finanziellen Grundlagen und notwendige Reformschritte. Diskutiert wurden unter anderem:
- Erhöhung der Bundesmittel auf 4 Milliarden Euro im Rahmen eines Kita-Gesetzes
- Einrichtung eines Sondervermögens für Investitionen
- Eine Rückkehrprämie, um aus dem Beruf ausgestiegene Fachkräfte zurückzugewinnen
- Der Antrag „Kita-Kollaps verhindern“ der Bundestagsfraktion DIE LINKE
- Eine Sockelfinanzierung für Kitaleitungen
- Durchschnittlich 12.000 € Kosten pro Kitaplatz allein in Thüringen
- Der Hinweis, dass Kita vielerorts als Fehlbedarfskosten verbucht wird
- Der geringe Bundesanteil von 6 % an der Gesamtfinanzierung
- Die Forderung einer Kindergartenkommission oder eines runden Tisches für alle Beteiligten Beitrag von Miriam Strunge (Bremen)
Sie beleuchtete die Situation im Stadtstaat Bremen:
- 16 % der Kitas haben dort Öffnungszeiten bis mindestens 16 Uhr
- Der Sozialindex spiele eine wichtige Rolle bei der Bedarfsanalyse
- Kleinere Gruppen seien zentral, um Entlastung für Fachkräfte, Kinder und Eltern zu schaffen
Belastung entstehe aus dem System – Kinder dürften nicht als Belastung bezeichnet werden
Diskussionsrunde – Kernaussage
In der abschließenden Diskussion wurde ein Satz mehrfach betont und fand große Zustimmung:
„Wenn Kita ausfällt, dann fällt Bildung aus.“
Damit wurde noch einmal klar benannt, dass Kitas nicht nur Betreuungseinrichtungen sind – sondern ein elementarer Teil des Bildungssystems. Ihr Ausfall führt unweigerlich zu Bildungsungleichheiten, zu familiären Belastungen und zu gesellschaftlichen Folgekosten.


