Der Umgang mit Kindern und Eltern, die wenig Deutschkenntnisse haben, gehört mittlerweile zum Alltag jeder Kita.
Wie das Team des Hauses der Sprachmittlung Kitas unterstützen kann, darüber hat der Kita-Fachkräfteverband RLP mit Dr. Lisa Baum gesprochen, die sich besonders für die Vernetzung und Begleitung der Sprachmittler*innen sowie der Pools und Vermittlungsstellen in Rheinland-Pfalz einsetzt.
„Frau Baum, warum wurde das Haus der Sprachmittlung in Mainz gegründet und welche Ziele verfolgt es?“
„Deutschland ist ein Einwanderungsland. Viele, der zu uns kommenden Menschen haben wenige oder keine Deutschkenntnisse. Bisher gibt es einzelne Initiativen, aber kein flächendeckendes Angebot, um Migranten und Migrantinnen bei der Kommunikation mit Institutionen zu unterstützen. Das Haus der Sprachmittlung wurde vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration 2022 ins Leben gerufen und hat das Ziel, bestehende Angebote zur Sprachmittlung zu unterstützen, weiterzuentwickeln und ein flächendeckendes Netzwerk aufzubauen. Dabei geht es uns um eine qualitativ hochwertige Unterstützung und Vernetzung sowie Aus- und Fortbildung von Sprachmittler*innen. Da Kitas eine wichtige Rolle für die Integration migrantischer Familien einnehmen, möchten wir unser Angebot in der Kita-Welt bekannter machen und für das Thema sensibilisieren.“
„In Kitas werden nicht selten Kinder der Familien oder andere Eltern zum Dolmetschen herangezogen. Zunehmend werden auch Übersetzungsapps verwendet. Was halten Sie davon?“
„Für eine gelungene Sprachmittlung reicht es nicht, zwei Sprachen zu sprechen. Sprachmittler*innen müssen zum Beispiel neutral und überparteilich agieren. Oft ist Fachwissen wichtig, zum Beispiel um pädagogische Begriffe bei einem Entwicklungsstandgespräch richtig zu übersetzen. Es ist außerdem wichtig, Nuancen in der Sprache oder nonverbale Signale richtig zu deuten und zu vermitteln. Das alles können eine App, Kinder oder Freunde, die für Übersetzungen herangezogen werden, nicht oder nur eingeschränkt leisten. Manchmal kommt es sogar zu Missverständnissen. Mir wurde berichtet, dass eine Kita-Mutter mit Hilfe einer Übersetzungsapp die Frage stellte, wie sich ihr Kind in der Kita verhalten habe. Der deutsche Text lautete dann: „Wie hat sich der Heilige heute benommen?“ Die App hatte die Bedeutung des Kindernamens „der Heilige“ wörtlich ins Deutsche übersetzt.“
„Viele Kitas würden das Angebot einer kompetenten Sprachmittlung sicher gern annehmen. Besonders, wenn es um die Entwicklung und das Verhalten eines Kindes oder um Probleme und Konflikte geht, ist es oft sehr unbefriedigend, wenn man wichtige Inhalte auf ein sehr einfaches sprachliches Niveau herunterbrechen muss. Wie kann ich Sprachmittler*innen in die Kita holen?“
„Auf unserer Website https://www.haus-der-sprachmittlung.de/ finden Sie unter dem Punkt „Sprachmittlungsangebote“ Pools und Vermittlungsstellen aus den verschiedenen Regionen mit den entsprechenden Kontaktdaten. Leider ist bisher die Finanzierungsfrage noch nicht geklärt. Kitas können sich diesbezüglich an ihren Träger oder das örtliche Jugendamt wenden. Es gibt auch Kitas, in denen der Förderverein der Einrichtung die Kosten für die Sprachmittlung übernommen hat. Viele Sprachmittler*innen arbeiten ehrenamtlich. Die Kosten setzen sich deshalb meist aus den Fahrtkosten und einer Aufwandsentschädigung zusammen. Es ist manchmal auch möglich, Sprachmittler*innen digital zu einem Gespräch dazuzuschalten. Damit entfallen Fahrtzeiten- und Fahrtkosten.“
„Sie sagen, dass Sie Ihre Arbeit in den Kitas bekannter machen wollen. Bieten Sie hierzu Veranstaltungen an?“
„Uns ist bewusst, dass das Thema Sprachmittlung noch lange nicht in allen Kitas bekannt ist. Fachkräfte wissen oft nicht, dass es in Ihrer Nähe Sprachmittler*innen gibt, welche die Kommunikation in den Einrichtungen erleichtern und unterstützen können. Auf unserer Website finden Sie Veranstaltungsangebote. Wir bieten auch individuelle Beratungen und Workshops an. Daneben sind wir kontinuierlich auf der Suche nach Menschen, die sich im Bereich der Sprachmittlung engagieren oder ein Sprachmittlungsangebot aufbauen wollen.
Wir freuen uns über Kita-Fachkräfte und Einrichtungen, die Kontakt zu uns aufnehmen und stehen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.
„Liebe Frau Baum, der Kita-Fachkräfteverband dankt Ihnen für das Gespräch und wünscht Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere Arbeit.“
(Das Gespräch mit Frau Dr. Baum führte Claudia Theobald)