Das Recht der Kinder auf Bildung und Förderung darf auch im kollabierenden Kita-System nicht unter den Tisch fallen!
Der aktuell veröffentlichte Bertelsmann-Ländermonitor zeigt, wie schon in den vergangenen Jahren, dass unser frühkindliches Bildungssystem schwerwiegende Mängel aufweist.
77,5 % aller rheinland-pfälzischen Kita-Kinder (bundesweit sind es 68,2% der Kinder) verbringen ihren oft langen Kita-Alltag unter nicht kindgerechten Bedingungen, weil Personalschlüssel und oft auch Räumlichkeiten unzureichend sind.
Die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lernen werden bereits in den ersten Lebensjahren gelegt. Damit Kinder gute Entwicklungschancen in der Kita haben, braucht es vor allem Fachkräfte, die Zeit haben, die kindliche Entwicklung liebevoll und kompetent zu begleiten.
Unter den aktuellen nicht kindgerechten Kita- Rahmenbedingungen mit unzureichenden Personalschlüsseln ist auch in rheinland-pfälzischen Kitas gute frühpädagogische Arbeit nur eingeschränkt umsetzbar. Zusätzlich kämpfen die Einrichtungen mit einem noch nie dagewesenen Fachkräftemangel, wodurch ein bedarfsgerechtes Angebot, verlässliche Betreuungszeiten und die pädagogische Qualität gefährdet werden.
Es fehlen so viele Kräfte, dass die Not kurzfristig nicht mehr behoben, sondern nur gelindert werden kann. Anette Stein, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung sagt dazu: „Es muss jetzt sehr schnell gelingen, viel mehr Personen für das Berufsfeld zu gewinnen. Mit mehr Personal verbessern sich die Arbeitsbedingungen für alle. Damit steigen die Chancen, dass sich mehr Menschen für die Arbeit in einer Kita entscheiden, und zugleich die vorhandenen Fachkräfte im Beruf verbleiben.“
Träger, Politik, Kita- Fachkräfte und Eltern in RLP müssen in der aktuellen Mangelsituation gemeinsam überlegen, was in Bezug auf den Kita-Alltag noch leistbar ist und worauf verzichtet werden kann, ohne dass das Recht der Kinder auf Bildung und Förderung komplett unter den Tisch fällt und Kinder nur noch verwahrt werden. Betreuungszeiten können nur insoweit gewährleistet werden, wie die Bedürfnisse und Interessen der Kinder angemessen berücksichtigt werden. Zusätzliche Hauswirtschafts- und Verwaltungskräfte könnten Fachkräfte und Leitungen entlasten, damit mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern zur Verfügung steht, Vertretungskräfte für Personalausfälle sind wichtig, um das System zu stabilisieren.
Seit vielen Jahren werden im Kita-System finanzielle Verantwortlichkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen hin- und hergeschoben. Das muss ein Ende haben!
Der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz fordert, dass alle Kita-Akteure mehr in die Frühe Bildung investieren. Unsere ganze Gesellschaft und damit Bund, Länder und Kommunen stehen in der Verantwortung, endlich die Weichen dafür zu stellen, dass wir mittel – und langfristig eine kindgerechte Kita-Qualität etablieren, die ein bedarfsgerechtes Angebot sowie Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit eröffnet.
Wenn Kinder das Wichtigste sind, was wir als Gesellschaft haben, können wir an allen anderen Stellen eher sparen als an bedarfs- und kindgerechten Kitas.