Der Kita-Fachkräfteverband fordert Transparenz und Klarheit über das Ausmaß personeller Unterbesetzung in unseren Kitas. Deshalb haben wir folgende Mail an Bildungsministerium und Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Ergebnisse der Umfrage des Kita-Fachkräfteverbandes im November 2023 sowie aktuelle Berichte aus den Einrichtungen verdeutlichen, dass eingeschränkte Betreuungszeiten mittlerweile zur Realität in den rheinland-pfälzischen Kitas gehören.
Trotz der offiziellen Angabe des Bildungsministeriums von lediglich 6% unbesetzter Stellen, ist die Situation in den Kitas weitaus komplexer. Diese Prozentzahl allein vermag nicht zu erklären, warum die Aktivierung des Maßnahmenplans in rheinland-pfälzischen Kitas zur Tagesordnung gehört. Neben den vakanten Stellen gibt es eine Vielzahl weiterer Gründe, die zu personeller Unterbesetzung führen:
- Schwangere Kolleginnen, die in der Regel sofort ein Beschäftigungsverbot erhalten und ausfallen.
- Fachkräfte im Mutterschutz oder Elternzeit, die zwar noch als Beschäftigte gelten, jedoch für die Kinderbetreuung nicht zur Verfügung stehen, während befristete Stellen oft unbesetzt bleiben.
- Der jährliche Urlaubsanspruch von 30 Tagen, ergänzt um 2 Entlastungstage und optional 2 Umwandlungstage.
- Fort- und Weiterbildungen der Fachkräfte.
- Kurz- und langfristige Krankheitsausfälle.
- Arbeitszeiten, die nicht ausschließlich der direkten Kinderbetreuung gewidmet sind.
- Mangel an Vertretungskräften zur Kompensation von Ausfallzeiten.
- Unbesetzte Stellen aufgrund des Fachkräftemangels.
Wie groß ist das Problem der personellen Unterbesetzung in unseren Kitas wirklich? Wie wirkt er sich auf verlässliche und bedarfsgerechte Betreuungszeiten sowie die Qualität der frühkindlichen Bildung und Förderung aus? Diese Fragen sind von gesellschaftlichem und öffentlichem Interesse, denn Eltern, Kinder, Wirtschaft und Arbeitgeber sind auf qualitativ hochwertige und verlässliche Kita-Betreuung angewiesen.
Bisher fehlen jedoch verlässliche Daten, um das Ausmaß des Problems in unserem Bundesland zu erfassen. Ist die Unterbesetzung gleichmäßig über Rheinland-Pfalz verteilt oder gibt es besonders betroffene Städte oder Landkreise?
Der Kita-Fachkräfteverband fordert daher Transparenz und Klarheit bezüglich dieser Fragen. Um die Problematik anzugehen, ist es essenziell, das Ausmaß der Situation zu verstehen und ein differenziertes Bild der Lage zu erhalten.
Da jede Kita und jeder Träger an das digitale KiDz-Programm angeschlossen ist, plädieren wir dafür, ein Tool zu entwickeln, mit dem sämtliche Personalausfälle in den Kitas des Landes digital erfasst werden können. Dadurch wäre es möglich, monatlich über die personelle Situation der Kitas zu berichten.
Falls das KiDz-Programm nicht die erforderlichen Funktionen für die Erfassung der Personalausfälle bietet, erlauben wir uns alternativ auf die Erfassungsmöglichkeiten während der Corona-Pandemie hinzuweisen. In dieser Zeit wurde kurzfristig eine bundesweite Erfassung ermöglicht, was zeigt, dass es technisch machbar ist. Dies könnte als Beispiel für die Entwicklung eines neuen Tools dienen, um über die personelle Situation der Kitas monatlich zu berichten.
Die erfassten Daten würden eine solide Grundlage für mittelfristige Diskussionen bieten und politische Maßnahmen ermöglichen:
- Ist die im Kita-Gesetz festgeschriebene Personalisierung ausreichend, um eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Betreuung, Bildung und Förderung zu gewährleisten?
- Wie viele Kitas schaffen es, alle Ausfälle durch Vertretungskräfte zu kompensieren, und wie viele scheitern daran?
- Verändert sich der Krankenstand in den Kitas?
- Wie viele befristete unbesetzte Stellen gibt es?
- Nimmt die Fachkräftelücke zu oder schließt sie sich, weil mehr Erzieher*innen ihre Ausbildung abschließen und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen?
- Welchen Einfluss haben die zusätzlichen Entlastungs- und Umwandlungstage auf die personelle Unterbesetzung?
Wir hoffen, dass unsere Vorschläge zur Förderung von Transparenz im Kita-System auf Interesse beim Landesamt und dem Bildungsministerium stoßen und eine Umsetzung möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Theobald
(Vorsitzende)
Meiner Auffassung nach liegt den Jugendämtern bereits eine Datenbasis vor. In Kidz wird jeder personelle Ausfall, egal ob Urlaub oder Krankheit, hinterlegt. Parallel dazu werden alle Vertretungsstunden hinterlegt (außer anfallende Überstunden). Auch muss jegliche Einschränkung von Öffnungszeiten gemeldet werden. Welche Probleme intern in den einzelnen Kitas herrschen, wird von einem Programm, welches auf Daten aus ist, nicht erfasst werden können. In der Praxis würde dies eine doppelte Dateneingabe bedeuten.
Ein guter Ansatz. Auf das Ergebnis bin ich gespannt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir grundsätzlich nur mit der Hälfte vom Fachpersonal arbeiten. Kompensiert wird durch eine Auszubildene, Unterstützungskraft oder einer Springerkraft, um den Betrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Da kann man nicht mehr von der geforderten Qualität sprechen, es ist einfach nur noch Betreuung.