Demo des Stadtelternausschusses in Frankenthal für bessere Kitas

Am 19. November demonstrierte der Stadtelternausschuss Frankenthal für bessere Kitas. Neben der Vorsitzenden des STEAs Frankenthal, einer Mutter aus einer integrativen Kita und zweier politischer Vertreter aus dem Stadtrat, war die Vorsitzendende unseres Kita-Fachkräfteverbands eingeladen, eine Rede zu halten. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Engagement für kindgerechte Kitas von Fachkräften und Eltern, ist Teil unserer Verbandssatzung. Deshalb hat uns diese Einladung besonders gefreut.

Hier die Rede unserer Vorsitzenden Claudia Theobald:


Rede zur Demo am 20.11.22 in Frankenthal

Ich freue mich sehr, heute zu Eltern, Kita-Fachkräften und politischen Vertretern zu sprechen. Wie gut, dass wir hier gemeinsam versammelt sind.  Das Thema Kita geht uns alle an. Nicht nur Eltern, sondern unsere ganze Gesellschaft ist auf eine gute Kita-Betreuung angewiesen. Wir brauchen verlässliche und bedarfsgerechte Betreuungszeiten. Und genauso brauchen unsere Kinder einen Kita-Alltag unter kindgerechten Bedingungen.  

Kitas sind systemrelevant und Kinder die Zukunft unserer Gesellschaft.

Unsere Kitas stehen vor großen Problemen. Sie kämpfen mit unzureichenden Rahmenbedingungen. Die Kinder haben zu wenig Platz und wir Erzieherinnen und Erzieher zu wenig Zeit, uns den Kindern im notwendigen Maß zuzuwenden, um sie zu fördern und in ihrer Entwicklung zu begleiten. Dazu kommt ein ständig größer werdender Fachkräftemangel. Immer mehr Kitas müssen Öffnungszeiten einschränken. Das bringt berufstätige Eltern und ihre Arbeitgeber in Not.

Wie gesagt, eine gute Kita-Betreuung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb muss jeder Verantwortungsträger alle (und ich meine wirklich alle) Anstrengungen unternehmen, damit sich die prekäre Lage bessert.

Ja, es wurde in den letzten Jahren stetig mehr Geld in Kitas investiert. Die Frage ist aber, wie viel Geld für einen bedarfsgerechten Ausbau und die entsprechende pädagogische Qualität gebraucht wird. Das dafür notwendige Geld muss zur Verfügung gestellt werden. Wir stehen als Gesellschaft in der Pflicht, gut für unsere Kinder zu sorgen.

Alle Teile der Verantwortungsgemeinschaft müssen sich hier engagieren.

Der Bund muss sich stärker an der Kita-Finanzierung beteiligen. Es ist die Aufgabe der Bundesregierung, gleiche Chancen für Kinder in allen Bundesländern zu schaffen. Dafür müssen deutschlandweit Kita- Rahmenbedingungen finanziert werden, unter denen Kinder bedürfnisorientiert betreut, gebildet und gefördert werden können. Kindgerechte Rahmenbedingungen zu schaffen und gesetzlich festzuschreiben, ist wiederum Aufgabe der Landesregierung.  Wenn heute hier Politiker und Politikerinnen der Landes- oder Bundesebene anwesend sind: Bitte setzen Sie sich mit aller Kraft für kindgerechte Kitas ein, und machen Sie, wo immer möglich, Ihren Einfluss geltend.

Heute sind wir in Frankenthal, und der hiesige Stadtelternausschuss hat zur Demonstration aufgerufen.  Deshalb geht es bei dieser Veranstaltung vor allem auch darum, was die kommunale Ebene tun kann.

Wie kann die Stadt Frankenthal in Zeiten des Fachkräftemangels Fachkräfte gewinnen und Fachkräfte sichern? Für viele Erzieherinnen und Erzieher steht der Wunsch nach guten Arbeitsbedingungen an oberster Stelle. Wir wollen den Kindern gerecht werden und mit den Eltern eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gestalten. Dafür braucht es ausreichend Personal und Räumlichkeiten.

Was macht aus Sicht der Kita-Fachkräfte also einen attraktiven Arbeitgeber aus? Was wären für uns gute Argumente, sich in einer Frankenthaler Kita zu bewerben?

Folgende Punkte sind aus Fachkräftesicht wichtig:

Schützen Sie Ihr Personal und damit die Kita-Kinder. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Mitarbeitenden unter prekären Bedingungen den Laden irgendwie am Laufen halten. Achten Sie darauf, dass in Frankenthaler Einrichtungen immer die Aufsichtspflicht gewährleistet wird. Das Landesjugendamt hat jede Kita verpflichtet, einen Maßnahmenplan bei Personalunterschreitungen zu erstellen, damit Kindeswohlgefährdungen verhindert werden. Sorgen Sie dafür, dass diese Pläne in den Frankenthaler Kitas konsequent umgesetzt werden.

Stellen Sie gleichzeitig sicher, dass Personalausfälle durch Urlaub, Krankheit und Fortbildung in Kitas konsequent vertreten werden. Dadurch verhindern Sie, dass ständig Betreuungszeiten gekürzt werden müssen. Ein Kita-Alltag ohne verlässliche Betreuungszeiten und ein Dienstplan, der täglich Kinder und Erzieher*innen hin und her schiebt, belastet Kinder, Fachkräfte und Eltern.

Entlasten Sie die Fachkräfte, indem Sie zusätzliche Verwaltungskräfte und Hauswirtschaftliche Kräfte einstellen. Dann haben die Fachkräfte mehr Zeit für die Kinder und ihre pädagogischen Aufgaben.

Verankern Sie verbindliche Vor- und Nachbereitungszeiten für Ihre Kita-Fachkräfte in den Dienstplänen. Das macht die Arbeit planbarer und nimmt Stress.

Stärken Sie Ihre Kita-Teams, indem Sie Zeit und Geld für Teamfortbildungen zur Verfügung stellen.

Sorgen Sie für eine gute räumliche Ausstattung. Lärmschutzdecken müssten in allen Kitas selbstverständlich sein. Nicht nur für Erzieherinnen, sondern auch für Kinder ist ein hoher Lärmpegel über lange Zeiträume gesundheitsgefährdend. Wenn in Gruppenräumen gegessen und in Bewegungsräumen geschlafen werden muss, belastet dies den Arbeitsalltag. Kitas mit gesonderten Speise- und Schlafräumen sind attraktiv und wären ein gutes Argument, sich als Kita-Fachkraft in Frankenthal zu bewerben.

Schaffen Sie gute Arbeitsbedingungen und machen Sie damit gezielt Werbung. Gute Bedingungen werden sich schnell herumsprechen und Fachkräfte anlocken. Dass diese Kräfte vielleicht anderswo abwandern, muss die Stadt Frankenthal nicht bekümmern. Im Gegenteil, das sollte andere Kommunen anstiften, auch gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Die genannten Maßnahmen helfen nicht nur, Fachkräfte zu gewinnen, sondern auch, Fachkräfte im Berufsfeld zu halten. Wer im Arbeitsalltag nicht unter Dauerstress steht, wird nicht so schnell vorzeitig in Rente gehen oder das Berufsfeld Kita verlassen.

Jetzt komme ich zum Thema Ausbildung: Bieten Sie allen geeigneten Bewerbern einen vergüteten Ausbildungsplatz an. Die Fachschulen wurden vom Land angewiesen, jedem AZUBI, der das möchte, einen Schulplatz in berufsbegleitender vergüteter Form zur Verfügung zu stellen. Das funktioniert aber nur, wenn die Kitas genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Es darf nicht sein, dass in Zeiten eines gravierenden Fachkräftemangels geeignete Personen abgewiesen werden.

Setzen Sie sich dafür ein, dass die Förderkitas und integrativen Einrichtungen in der Stadt Frankenthal erhalten bleiben. Inklusion ist in Regelkitas mit großen Gruppen, beengten Räumlichkeiten und einer ungünstigen Fachkraft-Kind-Relation nur begrenzt umsetzbar. Viele Kinder mit besonderem Förderbedarf und Ihre Familien brauchen daher diese besonderen Einrichtungen mit ihren bewährten Konzepten.

Mit den aufgezählten Maßnahmen können Sie als Kommune und Kita-Träger zur Verbesserung der schwierigen Lage beitragen. Gehen Sie mit Kita-Fachkräften, Leitungen und Elternvertretung ins Gespräch und überlegen gemeinsam, wie die notwendigen Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden können.

Ja, das wird zusätzliches Geld kosten und in Zeiten klammer Kassen großer Anstrengung bedürfen.

Wir sind uns als Gesellschaft hoffentlich einig: Es gibt nichts Wichtigeres als unsere Kinder. Gute Kita-Betreuung, Bildung und Förderung sind nur mit ausreichend Personal und geeigneten Räumlichkeiten leistbar. Die nächsten Jahre werden aufgrund des Fachkräftemangels schwierig bleiben. Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um die Frankenthaler Kitas vor dem Kollaps zu bewahren.

Eltern, Kinder und Kita-Fachkräfte werden es Ihnen danken.

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