Antwort auf die aktuelle Pressemitteilung des Bildungsministeriums

Die Pressemeldung des Bildungsministeriums vom 27.12.2021 „1400 Stellen mehr durch Kita-Zukunftsgesetz“ (zu lesen hier: SWR) möchte der Kita-Fachkräfteverband RLP nicht unkommentiert lassen und als Stimme aus der Praxis aufzeigen, was das Gesagte für die tägliche Arbeit in den Einrichtungen bedeutet.


Das neue Kita-Gesetz hat die Betreuungszeiten mit dem Rechtsanspruch auf sieben Stunden durchgehende Betreuung für alle Kinder deutlich ausgeweitet. Für 2625 Kitas gibt es nun auf dem Papier 1400 Stellen mehr. Damit steht rein rechnerisch jeder Kita etwas mehr als eine halbe Stelle zusätzlich zu. Fachkräfte aus der täglichen Praxis wissen, dass damit nicht der Mehraufwand der durchgehenden Betreuung für alle gut abgedeckt werden kann. Für pädagogische Aufgaben steht in den meisten Kitas nun weniger Personal zur Verfügung als vor in Kraft treten des Gesetzes.

Dazu kommt noch ein weiteres Problem. Es ist aktuell überhaupt nicht möglich, die 1400 Stellen zu besetzen. Schon vor der Verabschiedung des Gesetzes 2019 kämpften viele Kitas mit Personalmangel. Obwohl das allen Akteuren im Kita-System bewusst war, wurde ein Gesetz verabschiedet, das längere Betreuungszeiten garantiert. Aktuell haben die Mehrzahl der rheinland-pfälzischen Kitas vakante Stellen. Der Praxis nützen Stellen auf dem Papier rein gar nichts. Wir brauchen reale Menschen, die sich mit entsprechender Fachkompetenz den Kindern bedürfnisorientiert zuwenden und sie in ihrer Entwicklung begleiten und fördern.


Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht flächendeckend die Reform der Erzieherausbildung in eine vergütete praxisintegrierte Ausbildung vor. Das würde die Attraktivität des Berufs steigern und könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Leider sagt Ministerin Hubig in ihrer Pressemitteilung dazu überhaupt nichts Konkretes. Wann steht die Reform der Erzieherausbildung auf der Agenda? Aus Sicht der Fachkräfte ist das ein drängendes Thema und gehört besser heute als morgen umgesetzt.
Die Mitglieder des Kita-Fachkräfteverbands wünschen sich bessere Bedingungen für ihren realen Arbeitsalltag in den Einrichtungen. Die sind angesichts zusätzlicher Betreuungsleistungen trotz massiven Fachkräftemangels leider nicht in Sicht.
In den nächsten Jahren wird es weiterhin schwierig bleiben, unserem Betreuungsauftrag gerecht zu werden, vom Bildungsauftrag ganz zu schweigen.

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