Auch wenn’s anstrengend ist und nervt – Warum Kita-Fachkräfte dicke Bretter bohren müssen

 „Na, was habt ihr denn erreicht? Wann bekommen wir bessere Personalschlüssel? Wie viele Politiker*innen habt ihr schon davon überzeugt, dass es so nicht weitergehen kann?“ Mit solchen Fragen werden wir als Vorstand immer mal wieder konfrontiert. Auch resignative Statements wie: „es wird sich niemals etwas ändern“ oder „der Politik ist doch egal, wie es den Kindern in den Kitas geht,“ werden abgegeben.

Wir haben im August 2020 in Rheinland-Pfalz den ersten Kita-Fachkräfteverband Deutschlands gegründet. Das war ein Novum. Die Praxis vor Ort hat sich jahrzehntelang selten öffentlich zu Wort gemeldet.

Warum hätten Verantwortliche ernsthaft etwas an den Rahmenbedingungen ändern sollen? Fachleute aus Wissenschaft und Fachpraxis warnen schon lange und zeigen Missstände auf.  Aus der direkten Praxis kam dagegen meistens die Rückmeldung, dass alles nicht einfach, aber doch zu schaffen sei und neue Anforderungen mit Engagement, Flexibilität, Multifunktionalität und der hohen Kunst der Improvisation erfüllt werden könnten.

Endlich fangen Kita-Fachkräfte an, ehrlich über ihren Alltag unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen öffentlich zu sprechen. Unsere Gesellschaft beginnt langsam wahrzunehmen, wie es in den Kitas aussieht. Auch die Medien sind am Thema interessiert.

Der Weg von der Erkenntnis eines Problems bis zu dessen Lösung ist fast immer lang und oft auch steinig. Es gibt meistens keine Abkürzungen oder Autobahnen, die zum Erfolg führen.

Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, werdet aktiv und unterstützt alles, was die Sache der Kitas voranbringt. Sprecht mit Eltern, Trägern und der Politik. Lasst euch nicht einschüchtern, sondern verweist immer wieder beharrlich auf die eindeutigen Befunde der Wissenschaft zum Thema Kita-Qualität und macht die Grenzen von Aufsichtspflicht und Kindeswohl deutlich.

Um mit Daten, Fakten und Zahlen argumentieren zu können, braucht es eure Beteiligung an Umfragen und Evaluationen. Macht mit, wo immer ihr Fragen zu Arbeitszufriedenheit, Kita-Qualität und Rahmenbedingungen findet. Ja, es kostet Zeit, ist anstrengend und tröge, Fragebögen auszufüllen. Tun wir es aber nicht oder mit nur geringer Beteiligung, spiegeln wir damit wider, dass das Interesse und unser Engagement für Verbesserungen nicht besonders groß sind.

Das Bildungsministerium von RLP bat uns in diesem Zusammenhang, für die Teilnahme an der indikatorengestützten Qualitätsbeobachtung (ERIK), die sich in der Endphase befindet, zu werben. Umso mehr Einrichtungen, die per Zufallsprinzip dafür ausgewählt wurden, mitmachen, desto belastbarer werden die Ergebnisse sein.

Gewerkschaften, Verbände, Politik und Gesellschaft werden in den nächsten Jahren in RLP verstärkt dahin schauen müssen, wo es im Kita-System nicht rund läuft. Inwieweit hier die Sichtweise der Praxis mit einfließt, hängt auch davon ab, ob und wie intensiv wir uns zu Wort melden.

Deshalb macht mit und den Mund auf, wo immer es die Gelegenheit dazu gibt, ganz nach dem Motto:

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ (Mahatma Gandhi)

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