Das Mütter- und Familienzentrum MütZe e.V in Ingelheim unterstützt seit 1996 Familien, macht generationenübergreifende Angebote, bietet Jugendhilfemaßnahmen/sozialpädagogische Kleingruppenarbeit an, berät, schafft Begegnung und hilft Menschen, ihren Alltag zu bewältigen. Seit 2012 betreibt der gemeinnützige Verein auch eine Kita. Mittlerweile sind im MütZe dreißig Menschen angestellt. Sie werden von sechzig -achtzig Ehrenamtlern oder Menschen in Freiwilligendiensten unterstützt.
Aktuell muss diese weit über die Grenzen von Ingelheim bekannte und geschätzte Einrichtung zittern, ob ihre Arbeit bald vor dem Aus steht, weil die Finanzierung der Kita nicht mehr gesichert ist.
Die Leitung des Mütter- und Familienzentrums, Frau Angela Sgro berichtet: „Im Vorfeld des neuen Kita-Gesetzes von RLP versprach das zuständige Ministerium dem Mütter- und Familienzentrum eine bessere Finanzierungssituation und sagte eine auskömmliche Finanzierung zu. Mit dem neuen Gesetz wurde für die Angestellten der TVÖD eingeführt, um in Zeiten des Fachkräftemangels mit kirchlichen und kommunalen Trägern mithalten zu können. Das führte neben Inflation und gestiegenen Energiekosten zu erheblichen Mehrkosten für den Verein. Wie der Verein selbst, ging auch die Stadt Ingelheim nach in Kraft treten des Kita-Gesetzes davon aus, dass der Kreis als öffentlicher Träger der Jugendhilfe für die Finanzierung des Trägers MütZe zuständig ist. Um den Fortbestand der Kita zu sichern, hat die Stadt die Deckungslücke von rund 150.000 € jährlich vorrübergehend übernommen. Sie erwartet jedoch, dass der Kreis zahlt und MütZe die ausgezahlten Mittel an die Stadt zurückerstatten wird. Mit der Rahmenvereinbarung, die im Frühjahr 24 nun doch vorgelegt werden konnte, machte der Kreis das Angebot, den Trägerverein mit den Kirchen gleich zu behandeln. Dieses Angebot mussten wir jedoch ablehnen, weil damit immer noch eine erhebliche finanzielle Lücke klaffen würde. Zwischenzeitlich hat die Stadt Ingelheim uns wissen lassen, dass sie ab dem 01.1.25 die Deckungslücke nicht mehr schließen wird.
Nun steht der Verein vor dem Aus! Wenn wir nicht bis zum 30.9.24 eine Finanzierungszusage durch Kreis oder auch Stadt erhalten, werden wir am 01.10.24 alle Verträge (Betreuungsverträge, Arbeitsverträge, Mietverträge, Versorgungsverträge, etc.) zum 31.12.2024 kündigen müssen. Das hätte zur Folge, dass die gesamte Vereinsarbeit eingestellt werden muss. Die Räumlichkeiten der Kita und der Vereinsarbeit insgesamt sind aus konzeptionellen und aus Kostengründen sehr eng miteinander verwoben. Wenn wir also die Kita an z.B. die Stadtverwaltung abgeben, hat der Verein keinerlei eigenen Räume mehr.“
Die Konzeption des Mütter- und Familienzentrums dient vielen Einrichtungen als Inspiration und Vorbild. Alle Stellen sind auch in Zeiten des Fachkräftemangels voll besetzt, weil die Fachkräfte die Arbeit schätzen und hinter dem Konzept des Familienzentrums stehen. Fiele die Vereinsarbeit weg, entstünden für die Stadt Ingelheim deutlich höhere Kosten im sozialen Bereich, weil das große ehrenamtliche Engagement des MütZe e.V. wegfallen würde.
„Alle Ingelheimer kennen unsere Einrichtung und haben großes Vertrauen in unsere Arbeit. Das „MütZe“ ist in unserer Region zu einer Art Marke geworden,“ sagt die langjährige Mitarbeiterin Dorothee Junghans-Michel. „Die Verzahnung von Kita- und Sozialarbeit bietet große Synergieeffekte und ist ein echter Gewinn für die Menschen in Ingelheim und Umgebung.“
„Aufgrund meiner Tätigkeit bin ich im Austausch mit sozialen Einrichtungen in ganz Deutschland,“ berichtet Frau Sgro, „Trägervertreter*innen aus anderen Bundesländern schütteln den Kopf und wundern sich sehr darüber, dass es in Rheinland-Pfalz nicht gelingt, sich über eine auskömmliche Finanzierung freier Kita-Träger langfristig zu einigen.“
Auch der Vereinsvorstand setzt sich intensiv für den Erhalt des MütZe e.V. ein, hat mit vielen politischen Vertretern Kontakt aufgenommen und informiert die Kreistagsmitglieder über die mit der Kita-Finanzierung auftretenden Probleme. Besonders wundert sich die Vorsitzende des Vereins, Manuela Speth, dass man seitens der Mandatsträger kaum Hintergrundinfos hatte, die eigentlich die Verwaltung hätten liefern können. „Wir haben nun fast täglich Gespräche mit politischen Mandatsträgern, um zu überzeugen, MütZe e.V. am Leben zu lassen. Ehrenamtszeit, die wir lieber für die Stadtteil- und Familienarbeit einsetzen würden.“
Das Team, die Kinder und Familien des Mütter- und Familienzentrums MütZe e.V. hoffen inständig, dass Stadt- und Kreis bis zum 30.09.24 doch noch eine Lösung finden, um die bewährte Arbeit der MütZe langfristig finanziell sichern.