Die KiTa und das liebe Geld

Wie das Handelsblatt am 8.12.2020 berichtete, gab es beim letzten Treffen der Familienminister Auseinandersetzungen über die Finanzierungsbeteiligung des Bundes an den KiTas nach 2022.

KiTa-Plätze nach den Bedarfen der Eltern zur Verfügung zu stellen, ist kommunale Pflichtaufgabe. Wann wurde das so festgelegt? Auf jeden Fall noch in einer Zeit, als Kindergärten familienergänzende Einrichtungen waren. Dort sollten Kinder für ein paar Stunden am Tag lernen, in einer Gruppe frei oder angeleitet zu spielen, zu singen und zu basteln. Es reichte, einen freien Gemeindesaal entsprechend zu möblieren und für ein paar Toiletten in Kinderhöhe zu sorgen.

In den letzten 25 Jahren hat sich dieses Bild völlig gewandelt. Um ein modernes Familienleben mit guter Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu realisieren, sind KiTas zu Partnerorganisationen der Familien geworden. Für viele Kinder liegt der Schwerpunkt ihres Alltags in der KiTa. Dort verbringen sie viele Stunden, inklusive Mittagessen und Mittagsschlaf. Und das oft schon im Alter von einem oder zwei Jahren.

An der Finanzierung beteiligen sich mittlerweile Bund, Länder und Kommunen. Jede Ebene plädiert dafür, dass die andere Ebene mehr tun müsse. Alle schieben sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu, dass die KiTa-Betreuung in Deutschland fernab der einhelligen Qualitätsempfehlungen aller Experten stattfindet. Und alle Verantwortlichen haben recht. Das System ist unterfinanziert.

Als KiTa- Fachkräfteverband wollen wir eine gesamtgesellschaftliche Debatte zum Thema anstoßen. Wenn wir uns als Gesellschaft einig sind, dass unsere Kinder das Wichtigste überhaupt und unsere Zukunft sind, müssen wir darüber sprechen, wie wir den Jüngsten einen kindgerechten Alltag mit guter Bildung und Betreuung gewährleisten und bezahlen. Die Mindestanforderungen von Wissenschaft und Fachpraxis liegen seit vielen Jahren auf den Tischen der Ministerien und Verwaltungen. Eltern, Fachkräfte, Träger und politisch Verantwortliche sollten sie kennen und endlich beginnen, diese Mindeststandards in den KiTas umzusetzen.

Hier kurz die Anforderungen:

  • Für Kinder von 0-1 Jahren = 1 VZ Kraft für 2 Kinder
  • Für Kinder von 1-3 Jahren= 1 VZ Kraft für 3 Kinder
  • Für Kinder von 3-6 Jahren= 1 VZ Kraft für 7,5 Kinder
  • Für Kinder von 2-6 Jahren= 1 VZ Kraft für 4,9 Kinder
  • Reine Krippengruppen sollten nicht mehr als 10 Kinder,
  • Gruppen von 1-6 Jahren oder 2-6 Jahren nicht mehr als 15 Kinder haben.

*Quellen: Siehe unter der Rubrik „Faktencheck

Die häufigste Altersgruppe in rheinland-pfälzischen Kitas sind Kinder von zwei bis sechs Jahren. Der Personalschlüssel des neuen Kita-Gesetzes sieht statt der empfohlenen 4,9 Kinder hier 10 Kinder für eine Fachkraft vor. Das zeigt, wie weit wir von einer guten pädagogischen KiTa-Qualität entfernt sind.

Es wird auch deutlich, dass wesentlich mehr finanzielle Mittel in die frühkindliche Bildung fließen müssen, um unseren Jüngsten einen kindgerechten Kita-Alltag zu gewährleisten.

Deshalb fordert der Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam über eine auskömmliche dauerhafte Finanzierung der frühkindlichen Bildung in Deutschland nachdenken und entsprechende Lösungen finden. Vielleicht müssen alte Strukturen überdacht und neu geordnet werden.

Unsere Kinder brauchen gute Rahmenbedingungen, um sich gut entwickeln zu können. Sie brauchen gezielte pädagogische Impulse und Anregungen, aber auch Frei- und Rückzugsräume.

Vor allem brauchen sie genügend Menschen, die sich ihnen liebevoll und verlässlich zuwenden und als  Fachkräfte mit fundierter pädagogischen Ausbildung dafür sorgen, dass jedes Kind sein Potential entfalten kann.

Dafür müssen wir als Gesellschaft das nötige Geld aufbringen, weil wir doch alle einer Meinung sind, dass Kinder das Wichtigste und unsere Zukunft sind.

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