Die Probleme des Bildungssystems beginnen in der Kita

Grundschulen, wie die Gräfenauschule in Ludwigshafen oder die Friedrich-Ebert-Grundschule in Frankenthal, beklagen eine zunehmende Zahl an Kindern, die mangelnde Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen und das Klassenziel nicht erreichen.

Der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz sieht eine Ursache hierfür in den schlechten Rahmenbedingungen unserer Kitas.
Beispielsweise setzt beim Thema Sprache Rheinland-Pfalz auf das Konzept der alltagsintegrierten Sprachförderung. Die Kitas sollen Sprachbeauftragte benennen und fortbilden, die darüber wachen und das Kita-Team darin schulen, wie Sprache alltagsintegriert gefördert werden kann. Den Sprachbeauftragten stehen für diese Aufgaben allerdings keine zusätzlichen zeitlichen Ressourcen zur Verfügung.
Das Konzept der alltagsintegrierten Sprachförderung beruht auf verschiedenen Säulen. Neben dem handlungsbegleitenden Sprechen, aktiven Zuhören und Rückfragestrategien lebt es vom intensiven Dialog und projektorientierten Arbeiten in kleinen Gruppen. Es geht darum, die Fragen und Interessen der Kinder aufzugreifen, mit ihnen gemeinsam die Welt zu entdecken und in einem intensiven sprachlichen Austausch zu stehen.

Dafür braucht es vor allem Zeit. Zeit, die wir in vielen Kitas unter den aktuellen Rahmenbedingungen und in Zeiten des Fachkräftemangels nur sehr eingeschränkt haben. Lernen im Klein- und Kindergartenalter findet ganzheitlich und immer im Kontext von Beziehung statt. In Rheinland-Pfalz kommt laut Personalschlüssel eine Fachkraft auf 10 Kinder, wenn Kinder von 2-6 Jahren betreut werden. Besonders in Bezug auf die jungen Kita-Kinder erfordern Tätigkeiten wie das Wickeln, die Assistenz beim Essen, beim An- und Umziehen, die Begleitung beim Mittagsschlaf oder eine kindgerechte Eingewöhnung einen hohen Personaleinsatz. Für die pädagogische Arbeit bleibt immer weniger Zeit.
Seit 2013 hat laut SGB VIII jedes Kind ab einem Jahr Anspruch auf bedürfnisorientierte Betreuung, Bildung und Förderung in einer Kita oder Kindertagespflege.
Die Verantwortungsgemeinschaft des Kita-Systems aus Bund, Land und Kommunen steht in der Pflicht, endlich ein Kita-System zu schaffen, das den Rechtsanspruch der Kinder im Alltag auch umsetzen kann.
Wenn Kitas zu Verwahranstalten verkommen, brauchen wir uns über eine zunehmende Zahl von Schüler*innen mit mangelnden Kompetenzen sowie Schul- uns Ausbildungsabbrüchen nicht zu wundern.
Kindgerecht ausgestattete Kitas könnten einen großen Beitrag zur Chancengleichheit leisten und Kindern gute Grundlagen für ein gelingendes Leben schaffen.

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