Erfahrungsbericht einer Mutter

Folgendes Schreiben erreichte uns mit der Bitte um Veröffentlichung. Dem kommen wir gerne nach, weil wir es wichtig finden, die Sichtweisen aller Akteure im System Kita zu berücksichtigen.


Ich bin Mitglied in einem Elternausschuss in einer Mainzer Kita und weise spätestens seit November 2021 immer wieder auf die Probleme mit dem Hygienekonzept hin. Ich habe mit dem Sozialdezernat Mainz bereits im Dezember Kontakt gehabt und auf die Gefahr der Durchseuchung hingewiesen. Verpflichtende Tests würden hier Sinn machen, um Kinder und Erzieher:innen zu schützen. Lokale Politiker hörten zu, trugen angeblich die Gedanken weiter, das Sozialdezernat wimmelte ab.

Wir Eltern verstehen die Welt nicht mehr. Seit März 2020 nehmen wir Einschränkungen hin, treffen weitestgehend Freunde mit Kindern NUR draußen, um die Infektionsgefahr gering zu halten. Seit nun fast zwei Jahren. Meine Tochter hat die Hälfte ihres Lebens in dieser Pandemie verbracht. Und nun sollen wir hinnehmen, dass es KEINERLEI Konzept zum Schutz der Kinder, des Kita-Personals und der Angehörigen Familien gibt?

Ohne Impfmöglichkeit (U5), ohne Schutz durch Masken sind Kinder und Erzieher:innen in Kitas die ungeschützteste Bevölkerungsgruppe Deutschlands. Die Folgen einer Covid-Infektion sind nicht geklärt, aber Kinder sollen jetzt das Experiment der Durchseuchung sein? Kinder mit ihren Eltern, Geschwistern, Großeltern? Kinder, die kranke Angehörige haben? Ich war noch nie so fassungslos über die Inaktion der Politik. Das ist Unterlassung. Und ja, in meinen Augen auch Gefährdung des Kindeswohls und des Arbeitsschutzes.

Wir Eltern können nicht mehr, wir sind am Ende unserer Kräfte. Wie müssen wir dieses Nicht-Handeln verstehen? Das wir, wir Familien, der Politik einen Dreck wert sind? Das wir einfach mal so durchseucht werden können, nachdem wir uns 22 Monate an alle Vorgaben gehalten haben? Das passiert nämlich gerade überall in unserem Umfeld. Alle krank. Deswegen haben wir unsere Tochter seit Mitte Dezember nur ganze 6 Tage in die Kita gehen lassen und wuppen – einmal wieder – alles allein. Wir sind zwei in Vollzeit arbeitende Eltern. Wir fallen jeden Abend um 20.00 todmüde ins Bett. Haben keine Energie mehr für irgend etwas. Und das machen wir seit März 2020 immer und immer wieder.

Wir fragen uns, warum die Politik sich an den Skeptikern und Impfgegnern – sagen wir es mal ganz ehrlich – den unsolidarischen Schwurblern – orientiert, und nun eine ganze Bevölkerungsgruppe ohne Schutz der Infektion freigibt. Was soll das? Was ist das Ziel? Warum wird nicht einfach kommuniziert, das die Durchseuchung der Kitas schon seit Monaten willigend in Kauf genommen wird? Die einzige Strategie, die erkennbar ist, ist die willentliche und absichtliche Durchseuchung dieser Bevölkerungsgruppe.

Ich engagiere mich politisch und war in meinem Leben noch nie so fassungslos wie jetzt über die absolut fehlende Rücksicht auf Belange von Eltern, Kita-Personal und Kindern.

3 Meinungen zu “Erfahrungsbericht einer Mutter

  1. Christina sagt:

    Danke für diesen Brief, er spricht mir aus der Seele. Diese Woche hat es auch unsere Kita voll getroffen mit 11 positiven Fällen, zwei davon auch geimpfte und geboosterte Fachkräfte. Nach den neuen Quarantäneregeln hieß dies, Kinder rein, Positive Meldung erreichte Kita, alle Eltern anrufen, Kind betroffene Kinder abholen. Negative Kinder am folgenden Tag wieder rein, neue positive Meldung, Kinder wie raus. Unsere Nerven liegen jetzt schon blank, die der Eltern natürlich auch und auch an den Kindern geht dies nicht spurlos vorbei. Gestresste Eltern, gestresstes, besorgtes Pädagogisches Fachpersonal, ständig mit Telefon in der Hand, Diskussionen mit den Eltern, pädagogische Angebote nicht möglich. Durchseuchung, anders kann ich dies auch nicht mehr benennen, warten auf die Infektion, 2 Jahre auf so viel verzichtet und jetzt wird eine Infektion regelrecht provoziert. Ich hab keine Kraft mehr und wir sind jetzt erst am Anfang.

  2. Kerstin Thon sagt:

    Der Brief und die Antwort von Christina sprechen mir aus der Seele. Bei uns findet dieses Szenario gerade statt. Ich führe als Leitung ziemlich üble Gespräche mit Eltern und stehe zwischen allen Stühlen. Schaut man sich die Seite unserer Landesregierung an, ist wie meist nur Rede von den Schulen. Wir sind wirklich die Fußabtreter der Nation. Denkt auch mal jemand über die Folgen in Form von Longcovid?
    Viele Grüße
    Kerstin Thon

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