Herr Landsberg und der Städte- und Gemeindebund haben vorgeschlagen, dass Hilfskräfte die Erzieher*innen bei den nicht-pädagogischen Arbeiten in der KiTa unterstützen. Seitdem beschäftigt KiTa-Fachkräfte die Frage, welche Tätigkeiten im Umgang mit den Kindern der Städte- und Gemeindebund wohl vor Augen hat.
Beziehung ist die Grundlage aller frühpädagogischen Überlegungen. Je jünger die Kinder, desto stärker sind sie auf vertraute Bezugspersonen angewiesen. Ein Kind, das hingefallen ist, will nicht von einer fremden Person getröstet werden. Wickeln ist eine intime Angelegenheit. Wir Pädagogen sprechen von der beziehungsvollen Wickelpflege. Da ist es schon manchmal problematisch, wenn die Bezugserzieherin nicht da ist und das Kind sich von der anderen Fachkraft der Gruppe die Windeln wechseln lassen muss. Auch viele Eltern sähen es bestimmt kritisch, wenn ihre Kinder von wechselnden Hilfskräften gewickelt würden.
Denkt Herr Landsberg an Dinge wie An- und Ausziehen, Tische decken oder Aufräumen? Das pädagogische Motto bei all diesen Tätigkeiten heißt: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ KiTa-Fachkräfte tun diese Dinge nicht für die Kinder, sondern mit den Kindern. Sie wissen, wer die Jacke anziehen kann, aber noch Hilfe beim Zuknöpfen braucht. Und wem man die Schuhe so hinstellen muss, dass er nicht den Linken mit dem Rechten verwechselt.
Beim Essen sind die Kinder stolz, den Tisch zu decken und ihren Teller abzuräumen. Jedes Kind zu unterstützen, zu ermutigen oder auch mal machen zu lassen, dies ist ein wichtiger Teil unserer pädagogischen Arbeit. Was von ungelernten Kräften oft unterschätzt wird, ist die Dynamik, die in einer Gruppe mit über 20 Kindern aus verschiedenen Altersgruppen entsteht. Das hat wenig mit dem zu tun, wie man mit Kindern in einer Familie umgeht und spielt. Da passt eher das Bild von der Kindergeburtstagsparty, bei der alle zusammen essen, trinken, singen, spielen und feiern.
KiTa ist soviel mehr als auf Kinder aufzupassen. Und Kinder sind nun mal keine Meerschweinchen, die jeden Tag von anderen Menschen gestreichelt und gefüttert und gemistet werden können. Wenn Aushilfskräfte beschäftigt werden, müssen sie behutsam eingearbeitet und mit einer gewissen Kontinuität eingesetzt werden. Herr Landsberg will vermeiden, dass „Kinder schon zu Beginn ihrer Bildungskarriere benachteiligt werden.“ Fremde Hilfskräfte sporadisch in KiTas einzusetzen, wird für die Bildungskarrieren unserer Kinder wenig förderlich sein.
Wir KiTa-Fachkräfte sehen den kommenden Monaten mit steigenden Infektionszahlen auch mit Sorge entgegen. Manche Probleme, die auf uns zukommen, werden aber nicht so einfach im Sinne der Kinder zu lösen sein. Als KiTa-Fachkräfteverband hoffen wir sehr, dass konkrete Maßnahmen nicht an Schreib- und Konferenztischen von Leuten getroffen werden, die den Kita-Alltag nicht kennen, sondern im Diskurs mit den KiTas vor Ort. Für unser Bundesland stehen wir als Verband-KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz für Gespräche gerne zur Verfügung.
Claudia Theobald (Vorsitzende)