Mitglieder des KiTa-Fachkräfteverbands aus dem Kreis Ahrweiler berichten uns über die Lage im Katastrophengebiet, wie es den Fachkräften geht und was nötig ist, um wieder nach und nach eine Betreuung für KiTa-Kinder aufzubauen.
Viele Einrichtungen sind zerstört oder stark beschädigt. Erzieher*innen haben nicht nur ihre Arbeitsstätte verloren, sondern stehen teilweise auch persönlich vor dem Nichts oder sind von den Flutschäden stark betroffen. Uns wurde berichtet, dass sie Schreckliches gesehen und erlebt, Angehörige verloren oder lange keine Nachricht von Familie und Verwandten bekommen haben.
Nun sollen im Kreis Ahrweiler in unbeschädigten KiTas, die über Strom und Wasser verfügen, Notbetreuungsgruppen eingerichtet werden. Eine funktionierende KiTa-Betreuung ist ein Schritt auf dem Weg aus der Katastrophe hin zu einer Art Alltag. Dabei ist es besonders wichtig, die Kinder und Fachkräfte mit ihren Traumatisierungen und Belastungen im Blick zu behalten und sensibel vorzugehen.
Die KiTa- Fachkräfte haben konkrete Vorstellungen, aber auch Fragen, wie die Betreuung im Katastrophengebiet gelingen kann. Sie machen sich Gedanken und möchten in die Überlegungen, die den pädagogischen Alltag betreffen, mit eingebunden werden. Folgende Fragen müssen geklärt und Überlegungen getroffen werden:
Welche Kinder können betreut werden?
Kinder im Klein- und Kindergartenalter, die aktuell in einem Ausnahmezustand leben müssen, können nicht einfach in einen Bus gesetzt, in unbekannte Räumlichkeiten gebracht und von fremden Menschen betreut werden. Es besteht die Gefahr einer erneuten Traumatisierung. Hier braucht es vor allem für die jüngeren Kinder eine Eingewöhnungsphase, in der sie von vertrauten Personen begleitet werden. Vielleicht kann auch darauf geachtet werden, dass man die Kinder so verteilt, dass sie vertraute Gesichter vorfinden.
Welche Erzieher*innen können ihren Dienst aufnehmen?
Viele KiTa-Fachkräfte stehen selbst noch unter Schock und kämpfen darum, die Geschehnisse zu verarbeiten. Sie können aktuell keine Kinder betreuen, zumal diese ja oft auch stark belastet sind.
KiTa-Träger dürfen hier keinen Druck auf ihre Mitarbeiter*innen ausüben. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sind zu akzeptieren. Das Personal braucht die Träger als Ansprechpartner. Sie sollten erreichbar sein und für die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter*innen ein offenes Ohr haben. Verständnis tut Not, Fragen müssen geklärt und individuelle Lösungen gefunden werden.
Natürlich gibt es auch Fachkräfte, die nicht so schwer betroffen und psychisch in der Lage sind, die Kinderbetreuung langsam mit aufzubauen. Nicht wenige Erzieher*innen bewegt aber die Frage, wie sie aus den zerstörten Ortschaften ohne Auto zu ihrem neuen Arbeitsplatz gelangen sollen. Hier müssen Träger und Kommunen Lösungen finden, sei es durch Shuttlebusse oder vielleicht auch Unterkünfte in der Nähe der Notbetreuungs-KiTas.
Gibt es psychologische und seelsorgerliche Unterstützung?
Die Notbetreuungseinrichtungen brauchen psychologische Unterstützung. Die Gruppen der zu betreuenden Kinder werden aus verschiedenen KiTas zusammengewürfelt, Räume und Personal sind meist unbekannt. Einige Kinder und auch Erzieher*innen werden sich in einem labilen Zustand befinden. Hier wäre es wichtig, dass jeder Einrichtung kompetente psychologische Hilfe zur Verfügung gestellt wird. Die Fachkräfte brauchen Unterstützung und Beratung, wie sie angemessen auf Sorgen, Nöte und akute psychische Krisen reagieren können und vielleicht auch mal selbst seelsorgerlichen Beistand.
Eine Notbetreuung für KiTa-Kinder hat in der aktuellen Situation hohe Relevanz. Das ist den KiTa-Fachkräften des Kreises Ahrweiler bewusst.
Das Ziel ist ein Alltag, der den Kindern Verlässlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Dafür braucht es die Beteiligung und gemeinsame Kraftanstrengung aller Verantwortlichen.