Offener Brief an den Präsidenten des Landesjugendamtes Detlef Placzek

Der nachfolgende Brief bezieht sich auf das neue „Rundschreiben Nr. 71/2021 des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung – Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Kitas auf Grundlage der 29. Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz (CoBeLVO) vom 04.12.2021“, abzurufen hier: Rundschreiben 71/2021


Sehr geehrter Herr Placzek,

Im aktuellen Schreiben als Präsident des Landesjugendamtes vom 3.12.2021 richten Sie am Schluss folgende Worte an alle rheinland-pfälzischen Kita-Fachkräfte:

„Mit der Umsetzung dieser Vorgaben tragen Sie alle dazu bei, den Kindern so viel Kita wie möglich bei größtmöglichem Schutz Ihrer und der Gesundheit der betreuten Kinder zu ermöglichen.“

Demnach sehen Sie als großmöglichsten Schutz für Kitas an, dass alle Erwachsenen und Schulkinder, die sich in der Kita begegnen, Maske tragen und an Veranstaltungen geimpfte und getestete Erwachsene teilnehmen. Außerdem weisen Sie auf eine Sonderimpfaktion hin, die unsere Berufsgruppe gerade für die Booster-Impfung bestimmt gern in Anspruch nimmt. Weiterhin bleibt uns in den Kitas wie in Welle eins, zwei und drei, das Fenster aufzureißen und die Hände zu waschen.

Unter dem Link https://corona.rlp.de/…/schulen-kitas/dokumente-kita/ konnten Sie in den letzten Wochen mitverfolgen, wie auch in Kitas das Infektionsgeschehen exponentiell steigt. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Corona -Kita-Studie, wenn Sie sich die Kurve der Infektionsfälle anschauen, die mittlerweile fast senkrecht ansteigt: Link zur Corona-Kita-Studie

In rheinland-pfälzischen Kitas verbringen ca. 34.000 pädagogische Fachkräfte mit gut 171000 Kindern täglich viele Stunden auf engem Raum. Die Kinder sind dabei völlig ungeschützt und auch geimpfte Erzieher*innen können das Virus (genau wie auch die Kinder) weitertragen.

Kontaktreduzierungen empfehlen Sie in Ihrem Schreiben nur, wenn es nicht zu Einschränkungen der Öffnungszeit kommt. Die Betreuung in festen, überschaubaren Gruppen macht aber eine Reduzierung der Öffnungszeiten unumgänglich, darüber haben Erzieher*innen mit Ihnen schon mehrfach gesprochen. Die Gewährleistung des Betreuungsumfangs ist Ihnen damit wichtiger als eine Kontaktreduzierung, die in allen anderen Bereichen unserer Gesellschaft als unerlässlich gilt, um die Infektionszahlen zu senken.

In Bezug auf Schulen schreibt das Bildungsministerium von RLP am 2.12.2021:

„Testen bleibt neben der Beachtung der Hygieneregeln ein zentrales Mittel im Kampf gegen die Pandemie.“

Warum ist das Testen von Grundschulkindern ein zentrales Mittel im Kampf gegen die Pandemie, während für Kita-Kinder regelmäßige verpflichtende Tests anscheinend als nicht wichtig angesehen werden? Und dies, obwohl Grundschulkinder in festen Klassen betreut werden und Maske tragen. Das Argument, dass Kita-Kindern die Testung nicht zugemutet werden kann, ist obsolet, da mittlerweile leicht handhabbare Lollitests zur Verfügung stehen.

Nach bald zwei Jahren Pandemie fühlen sich die Kita-Fachkräfte als Spielball von Land, Kreisen, Kommunen und freien Trägern, die immer die jeweils anderen in der Pflicht sehen, zu handeln und Kosten zu übernehmen. Unserer Berufsgruppe ist es egal, wer regelmäßige Tests bezahlt. Was wir dringend brauchen, ist die gleiche klare Ansage und die damit verbundene Konsequenz, wie sie das Land für die Schulen trifft. Wir müssen wissen, welches Infektionsgeschehen unter den 171000 Kita-Kindern vor sich geht. Testen ist dafür das zentrale Mittel der Pandemie.

Solange Sie sich nicht zu Maßnahmen durchringen, die wirklich den größtmöglichen Schutz in Kitas gewährleisten könnten, müssen wir uns wohl in den nächsten Wochen und Monaten von Quarantäne zu Quarantäne hangeln.

Bei diesen Inzidenzen braucht man kein Mathematiker zu sein, um zu wissen, dass wohl kaum eine Kita von Infektionsfällen verschont bleiben wird. Ich stelle Ihnen noch den Link zum Covidrechner ein, der zeigt, wie viele Infizierte bei einer Kontaktdichte ohne Schutz (wie es in der Kita Alltag ist) aufeinandertreffen https://covid-o-mat.de/

Bleiben Sie gesund!

Mit freundlichen Grüßen

Claudia Theobald

2 Meinungen zu “Offener Brief an den Präsidenten des Landesjugendamtes Detlef Placzek

  1. Pingback: Antwort auf den offenen Brief an das Landesjugendamt - Kitafachkräfteverband RLP

  2. D. Uhl sagt:

    Dieses Schreiben dokumentiert die Verzweiflung der Kita -Kräfte. Sie leisten eine überdurchschnittliche Arbeit und sitzen dennoch zwischen den Stühlen. Sowohl die Oberste Verwaltung als auch die Eltern haben anscheinendkeine Ahnung von der Arbeit der Erzieherinnen/Kitaleiterinnen. Liebevolle Betreung der Kinder, Überwachung der Schulleistungen usvm. Achtung und Respect wird sehr oft ignoriert. Die Arbeit in einer Kita wird total unterschätzt, sie trägt aber wesentlich dazu bei,unsere Kinder für die Zukunft vorzubereiten. Ich erwarte, dieser Berufsgruppe zu 100% mehr Respekt und Achtung entgegenzubringen. Danke für die Aufmerksamkeit.

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