Wir haben Antwort erhalten auf unseren offenen Brief von 09.10.2020 (nachzulesen hier) an Ministerpräsidentin Dreyer. Der elektronische Brief ist in der Galerie abrufbar.
Wir haben prompt auf das Schreiben reagiert; unsere Rückantwort wollen wir euch nicht vorenthalten. Folgendes Schreiben haben wir an Frau Dreyer zurückgegeben:
Sehr geehrte Frau Dreyer,
vielen Dank für Ihre Antwort. Wir freuen uns über Ihre Gesprächsbereitschaft. Obwohl Sie die rheinland-pfälzischen Personalschlüssel als herausragend und sehr gut bezeichnen, sehen Sie hier trotzdem einen Verbesserungsbedarf und nehmen wahr, dass wir KiTa-Fachkräfte uns eine schnellere Weiterentwicklung wünschen. Das macht uns Hoffnung und bildet eine gute Grundlage für kommende Gespräche.
In den letzten Jahren wurde und wird mit Kraftanstrengung und finanziellen Mitteln der quantitative Ausbau unserer KiTas vorangetrieben. Das ist für ein modernes Familien- und Berufsleben unabdingbar, und dafür hat die Landesregierung in den vergangenen Jahren viel getan.
Als Verband kritisieren wir daher nicht den quantitativen KiTa-Ausbau. Familien brauchen längere Betreuungszeiten und Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren.
Unsere Kritik gilt den Personalschlüsseln und Gruppengrößen, die nie adäquat angepasst wurden. Seit Jahren herrscht unter den Experten, auf die wir uns berufen und die Sie in Ihrem Antwortschreiben zitieren, Konsens über notwendige Personalschlüssel.
Für Zwei- Sechsjährige werden 4,9 Kinder pro Fachkraft empfohlen. Sie selbst geben an, dass in RLP auf eine Fachkraft 7,7 Kinder oder 9,7 Kinder kommen. Wieso halten Sie dann an Ihrer Aussage fest, dass wir herausragende oder sehr gute Personalschlüssel hätten?
Über 80% aller KiTa-Kinder in Rheinland-Pfalz besuchen Gruppen, deren Personalschlüssel im Schnitt 40% unter den Mindestanforderungen der Experten liegen. Was ist daran bitte herausragend oder gut?
Wir KiTa-Fachkräfte erleben Tag für Tag in unseren Einrichtungen, wie unzureichend die Rahmenbedingungen sind. Das lässt sich nicht einfach schönreden. Mit nicht kindgerechten Personalschlüsseln werden wir den Kindern nicht gerecht!
Als KiTa-Fachkräfte stehen wir hinter den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen unseres Bundeslandes und würden diese Qualitätsansprüche liebend gern im Alltag leben und umsetzen. Mit einer Personalisierung, die 40% unter den Mindeststandards für eine gute frühkindliche Bildung und Betreuung liegt, ist das aber leider nur rudimentär möglich.
Als Fachkräfte, die für frühkindliche Bildung brennen, können wir uns mit der aktuellen Situation nicht zufriedengeben und fordern Rahmenbedingungen, die einen kindgerechten KiTa-Alltag ermöglichen und gewährleisten.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Theobald
Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz
P.S. Unten finden Sie eine Darstellung der Daten, auf die wir uns beide beziehen.